Der Klimawandel macht das Wetter unberechenbarer und benachteiligt viele große Industrienationen. Kann Amerika diese Gelegenheit nutzen, um seinen früheren Ruhm wiederzuerlangen?

Marktanteile schrumpfen weiter

In den letzten Jahren ist der Anteil des US-Weizens auf dem Weltmarkt geschrumpft. Seit dem Erntejahr 2020–2021 sind die US-Weizenexporte drei Jahre in Folge zurückgegangen, was auf eine alarmierende Nachfrageentwicklung hindeutet.

Nach den neuesten Daten des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) werden die US-Weizenexporte im Erntejahr 2023–2024 nur 19,6 Millionen Tonnen erreichen, den niedrigsten Stand seit 1971. Man kann sagen, dass die Attraktivität von US-Weizen in den Augen der Importeure weltweit deutlich abgenommen hat.

Weltweiter Marktanteil der US-Weizenexporte nach Erntejahr

Trotz der unbeständigen geopolitischen Lage in der Welt, die die Ernährungssicherheit vieler Länder vor Herausforderungen stellt, bleibt amerikanischer Weizen für viele internationale Händler eine beliebte Wahl. Die Gründe hierfür könnten in einer Reihe von Faktoren liegen, darunter der starke Wettbewerb durch andere Hersteller mit niedrigeren Kosten und geopolitische Umwälzungen, die die globalen Handelsströme verändert haben.

Infolgedessen verliert US-Weizen Marktanteile an Konkurrenten aus der Schwarzmeerregion und Südamerika, die wettbewerbsfähigere Preise und niedrigere Transportkosten bieten. Dieser Wandel ist nicht nur eine Warnung vor langfristigen Trends, sondern stellt für amerikanische Landwirte und Exporteure auch eine große Herausforderung dar, wenn es darum geht, ihren Marktanteil auf den internationalen Märkten zu halten und auszubauen.

Schadensrisiko in wichtigen Produktionsländern

Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und im Schwarzen Meer bestehen bereits ernsthafte Bedenken hinsichtlich der weltweiten Weizenversorgung. Insbesondere die jüngsten Unwetter in Russland, dem weltweit größten Weizenlieferanten, haben die Aufmerksamkeit des internationalen Marktes weiter auf sich gezogen.

Letzte Woche riefen acht wichtige russische Getreideanbaugebiete den Notstand aus, da der Frost Anfang Mai schwere Ernteschäden verursachte. Darüber hinaus hat es in Südrussland seit April fast nicht mehr geregnet, was in wichtigen Anbauregionen wie Krasnodar, Rostow und Stawropol zu einem deutlichen Rückgang der Bodenfeuchtigkeit geführt hat. Nach Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums war in diesem Jahr etwa 1 % der Getreideanbaufläche des Landes vom Frost betroffen, was etwa 900.000 Hektar entspricht.

Prognosen der Organisationen zur russischen Weizenproduktion 2024/25

Das Unwetter in Russland wird erhebliche Auswirkungen auf den weltweiten Weizenmarkt haben, da dieser für die Versorgung vieler Länder eine Schlüsselrolle spielt. Im gegenwärtigen volatilen Umfeld ist es für Weizen importierende Länder von entscheidender Bedeutung, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren und Notfallstrategien zu entwickeln. Dies hilft ihnen nicht nur, Risiken zu minimieren, sondern gewährleistet auch die Ernährungssicherheit angesichts unvorhersehbarer geopolitischer und klimatischer Unsicherheiten.

Herr Pham Quang Anh – Direktor des Vietnam Commodity News Center

„Der Weizenmangel in Russland könnte Chancen für andere große Weizenexportländer wie die USA, Kanada und Australien schaffen. Diese Länder können die Gelegenheit nutzen, ihre Produktion zu steigern und den Marktanteil auszubauen, den Russland aufgrund des knapper werdenden Angebots verloren hat“, sagte Pham Quang Anh, Direktor des Vietnam Commodity News Center.

Chance für US-Weizen

Angesichts der positiven Angebotsprognosen in diesem Jahr könnten die USA eine Chance haben, ihren Anteil am weltweiten Weizenmarkt zurückzugewinnen. In seinem Bericht „World Agricultural Supply and Demand“ vom Mai prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium, dass die US-Weizenproduktion im Erntejahr 2024–2025 50,56 Millionen Tonnen erreichen wird, gegenüber 49,31 Millionen Tonnen im laufenden Erntejahr. Auch die Exporte dürften in der nächsten Saison von 19,60 Millionen Tonnen in diesem Jahr auf 21,09 Millionen Tonnen steigen.

Bei einer kürzlichen jährlichen Tour durch Kansas prognostizieren Ernteexperten, dass die Weizenerträge im Bundesstaat 3,13 Tonnen pro Hektar erreichen werden, den höchsten Wert seit 2021 und weit über dem Fünfjahresdurchschnitt von 2,85 Tonnen pro Hektar von 2018 bis 2023. Obwohl das schlechte Wetter gewisse Auswirkungen hatte, blieb die Gesamtsituation in den meisten der untersuchten Gebiete relativ günstig. Auch im Norden von Kansas dürften die Weizenerträge ihren höchsten Stand seit drei Jahren erreichen, was gute Versorgungsaussichten bietet.

US-Weizenproduktion über Erntejahre

China hat im Dezember letzten Jahres eine Rekordmenge an Bestellungen für weichen roten Winterweizen (SRW) aus den USA aufgegeben. Obwohl aufgrund des anschließenden starken Preisverfalls ein Großteil davon storniert wurde, zeigt dies, dass die USA bei globalen Angebotsspannungen immer noch eine der ersten Wahlen sind. Die Rolle der Vereinigten Staaten bei der Aufrechterhaltung einer stabilen Weizenversorgung kann eindeutig nicht geleugnet werden.

Herr Pham Quang Anh kommentierte: „ Die unbeständige geopolitische Lage weltweit und der Produktionsrückgang in Russland könnten den Marktanteil der weltweiten Weizenexporte gefährden. Die USA könnten sich in diesem Jahr als zuverlässige Alternative etablieren und gleichzeitig einen Teil ihrer früheren Marktposition zurückgewinnen.“

Mit höheren Erträgen und stabiler Weizenqualität können die USA die Bedürfnisse der anspruchsvollsten Märkte erfüllen, so ihren Marktanteil ausbauen und das Vertrauen internationaler Partner wiederherstellen.