Nach Sinwars Tod wurde die Führung der Hamas im Gazastreifen vorübergehend seinem Stellvertreter, dem Katarer Khalil Al-Hayya, übertragen.

Hayya, der als möglicher Nachfolger gilt, gab am 18. Oktober eine trotzige Erklärung ab, dass die israelischen Geiseln nicht freigelassen würden, bis sich die israelische Armee aus Gaza zurückgezogen und der Konflikt beendet sei.

Nach dem Tod eines Anführers ernennt die Hamas normalerweise schnell einen neuen Anführer, der ihn ersetzt. Das oberste Entscheidungsgremium ist dabei der Schura-Rat. Der Rat vertritt alle Hamas-Mitglieder im Gazastreifen, im Westjordanland, in israelischen Gefängnissen und in der palästinensischen Exilgemeinschaft.

Analysten und Hamas-Quellen zufolge sind neben Hayya, dem Chefunterhändler der Hamas, Khaled Meshaal, der Vorgänger von Ismail Haniyeh, und Mohammad Darwish, der Vorsitzende des Shura-Rates, die weiteren Hauptkandidaten für den Führungsposten.

Bei ihren Führungsdiskussionen muss die Hamas nicht nur die Meinung ihres wichtigsten Unterstützers, des Iran, berücksichtigen, sondern auch die Interessen des Golfstaates Katar, wo derzeit alle wichtigen Kandidaten für den Posten des Politbürochefs ansässig sind.

Der frühere Anführer der Gruppe, Ismail Haniyeh, wurde im Juli im Iran ermordet. Als Sinwar ihn ablöste, vereinigte er sowohl die militärische als auch die politische Führung im Gazastreifen, doch dieses Mal scheint dies unwahrscheinlich.

Ashraf Abouelhoul, ein Experte für palästinensische Angelegenheiten, prognostiziert, dass es zwei Nachfolger für Sinwar in zwei unterschiedlichen Rollen geben wird: einen für die militärischen Angelegenheiten und einen für die Leitung des politischen Amtes, das für die internationalen Beziehungen und die Gestaltung der Politik verantwortlich ist.

Ngoc Anh (laut Reuters)