Der innere Erdkern zeigt Anzeichen einer „Deformation“

John Vidale, Geophysiker an der University of Southern California in Los Angeles, stellte die Ergebnisse der Studie am 9. Dezember auf der Konferenz der American Geophysical Union vor. Die Entdeckung hat das Potenzial, langjährige Debatten über Veränderungen im Erdkern zu beenden.

Da Wissenschaftler den Erdkern nicht direkt untersuchen können, nutzen sie seismische Wellen von Erdbeben als Analyseinstrument. Sie konzentrierten sich auf Erdbeben auf den Südlichen Sandwichinseln nahe der Antarktis, einem Gebiet gegenüber dem Messsystem in Alaska. Seismische Wellen, ähnlich wie Schallwellen, die sich durch Wasser bewegen, können den inneren Kern durchdringen, bevor sie die Messstationen erreichen.

In der Studie analysierte Vidales Team etwa 200 gepaarte Erdbeben, die zwischen 1991 und 2024 auftraten. Die Ergebnisse zeigten leichte Unterschiede in den Wellenformen, die an der Station im kanadischen Yellowknife aufgezeichnet wurden, nicht jedoch in Fairbanks, Alaska. Dies deutet darauf hin, dass die innere Kernoberfläche Anzeichen von Verformungen aufweist.

Zur Erklärung dieses Phänomens wurden verschiedene Hypothesen aufgestellt. Eine Möglichkeit ist, dass sich der gesamte innere Kern verformt, ähnlich wie ein Rugbyball seine Form verändert. Oder es wölben oder senken sich nur bestimmte Bereiche der Oberfläche und bilden Beulen und Dellen. Diese Veränderungen könnten auf die Gravitationskraft der Tektonik – dem größten Teil der Erde – oder auf Materialverschiebungen im äußeren Kern zurückzuführen sein.

Xiaodong Song, Geophysiker an der Peking-Universität, der bereits Unterschiede in der Bewegung des inneren Erdkerns im Vergleich zum Rest der Erde festgestellt hat, stimmt Vidales Ergebnissen zu. Er vermutet, dass neben Rotationsänderungen auch Phänomene wie Oberflächenverformungen gleichzeitig auftreten könnten. „Es ist nicht das eine oder das andere“, betont er.

Obwohl noch nicht klar ist, wie sich diese Veränderungen auf das Leben auf der Erdoberfläche auswirken, werden die Wissenschaftler laut Herrn Vidale weiterhin weitere Forschungen durchführen, um dieses Phänomen aufzuklären.

Thanh Mai (t/h)